Tagung “Befremdung als Methode”
Experimente und Einsichten der Performativen Philosophie
24.5.2013 in Naumburg
Lesemaschinen Projekt mit Molly McDolan
PERFORMANCE:
„Lesemaschinen – eine performativ-musikalische Erkundung von Wittgensteins Ausgangsfrage: Was ist lesen?“
Molly McDolan, Basel (Oboe/Komposition
Natascha Gruver, Wien (Leserin/Lesemaschine)
Das Stück ‚Lesemaschinen‘ von der Musikerin und Komponistin Molly McDolan ist eine experimentelle Erkundung von Ludwig Wittgensteins Frage nach sprachlichen Prozessen des Verstehens. Dieses Thema ist von Wittgenstein vor allem in den Philosophischen Untersuchungen bearbeitet worden, wo er unter anderem mit der Idee der ‚Lesemaschine‘ die Zusammenhänge von sprachlicher Regelbefolgung und Verstehen erörtert.
Im Stück werden diese Textpassagen zur Lesemaschine nun selbst als Lesevorlage für die zum Einsatz kommende ‚Lesemaschine‘ verwendet: besagte Paragraphen aus den PU sind von Natascha Gruver (Philosophin/Wien) auf drei Sprachen prima-vista gelesen und dabei aufgenommen worden: in ihrer Muttersprache Deutsch, welche sie versteht und spricht, in Französisch, welches sie teilweise versteht aber nicht spricht, und auf Ungarisch, welches sie weder versteht noch spricht.
Jede dieser Lesearten erzeugt ein anderes musikalisches Resultat, denn die Flüssigkeit von Rhythmus und Sprachmelodie ändern sich erheblich je nach Sprachbeherrschungsniveau. Simultan abgespielt, ergeben diese Schichten von verbaler, gelesener Sprache eine Art musikalisch-nonverbale ‚Sprache‘. Das Klangresultat dieser Synthese steht in Dialog zur Oben-Stimme, welche als Kommentar zum gelesenen Sprachrhythmusmaterial komponiert worden ist. Die Oboe, ein stimmähnliches Instrument, bildet so eine weitere ‚Lesemaschine‘, welche auf ihrer „Lese-Ebene”, anstatt Wörter, Rhythmus und Klang kommuniziert.
PANEL:
Befremdung als Methode der Philosophie?
Prof. M. Kaufmann (Halle), Prof. Dr. R. Rottenburg (Halle, angefr.), Dr. Natascha Gruver (Wien), Molly McDolan (Basel)